Schreiben & Ich | Über Ideen, Plotten und Schreibroutinen

In den letzten Tagen habe ich endlich meine Hausarbeit fertiggestellt, was bedeutet, dass ich endlich frei habe! Bis die Uni wieder losgeht, möchte ich meine freie Zeit vermehrt in meine Schreibprojekte stecken und da bot sich in diesem Kontext ein Beitrag zum Schreiben an, den ich schon länger tippen wollte. 2019 (wow – schon so lange her?!) habe ich euch mit auf meine kleine Schreibreise genommen und euch von Anfängen und abgebrochenen Ideen erzählt, letztes Jahr ging es um das Thema Schreiben und Selbstzweifel, wie ich mich selbst immer abgebremst habe und was sich für mich geändert hat. Heute dreht es sich um mein Vorgehen beim Schreiben, ums Plotten und um (nicht vorhandene) Schreibroutinen.

Von der Idee zur Geschichte

Die erste Frage, die Schreiberlingen gerne gestellt wird, ist die Frage nach den Ideen, und wie es bei den meisten wohl der Fall sein wird, lässt sich dies nicht leicht beantworten. Meine Geschichten drehen sich (bisher) allesamt um Themen, die mich im Alltag beschäftigen und die mir persönlich wichtig sind, weswegen ich über sie schreibe. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass sie autographisch sind. Vielmehr dienen sie als ein Anreiz für eine fiktive Story. In einem Projekt spielt beispielsweise ein Coming-out eine Rolle, in einem anderen geht es um Diabetes, wo ich durch meine Familie in Berührung gekommen bin. Wenn es aber ins Detail der Geschichte geht, weiß ich nicht, wie ich zu Ideen komme, sie sind einfach da – oder auch nicht. Das kann dazu führen, dass manche Ideen länger brauchen, um sich zu entfalten als andere.

Meist fängt es im Kleinen an: Ich habe eine Szene vor Augen, die sich in meinem Kopf abspielt. Diese wandelt sich in eine Idee, die mit der Zeit immer mehr an Farbe annimmt. Wie lange das dauert, ist bei mir unterschiedlich. Manchmal ist das komplette Gerüst direkt da, es kann aber auch gut vorkommen, dass ich ein halbes Jahr lang eine Idee mit mir herum trage, immer wieder im Alltag an sie denke, neue Ideen notiere, aber es fehlt noch etwas – bis der Knoten platzt. Und warum es dazu kommt, weiß ich nicht, plötzlich ist da dieser Ah-Effekt, der den Stein ins Rollen wirft. Dann geht es mit dem Plotten los.

Von drauf los schrieben zu verschiedenen Plot Methoden

An mein erstes Projekt bin ich etwas planlos ran gegangen. Ich hatte eine grobe Idee und habe mich sofort dran gesetzt. Im Laufe des Projekts habe ich gemerkt, dass es für mich persönlich nicht funktioniert und wie sich die Geschichte über die Zeit entwickelt hat, habe auch ich mich im Laufe der Zeit entwickelt, im Hinblick aufs Schreiben sowie zum Plotten. Ich habe anfangen, mich mehr mit dem Handwerk dahinter zu befassen. Mittlerweile fange ich mit einer 3 bzw. Fünfaktstruktur an und erstelle mir damit mein grobes Gerüst. Das ist meistens schnell der Fall, schwieriger gestaltet sich das Füllen der Handlung dazwischen. Um diese auszufüllen, nutze ich mittlerweile die Schneeflockenmethode, die ich aufgrund ihrer Detailliertheit mag (bei Schriftsteller-werden werden die einzelnen Schritte gut erläutert). Ein Aspekt dabei ist das Erstellen von Charaktermögen. Da meine Geschichten stark Figurenkonzentriert sind, nehme ich mir für den Punkt viel Zeit und lerne langsam meine Protas immer mehr kennen. Oft ist es so, dass mit dem Erstellen des Charakterbogens sich auch Aspekte und Handlungen für die Geschichte ergeben.

Anschließend war mein Plan, eine vollständige Kapitelübersicht zu erstellen. Ich habe es mehrmals probiert, aber gemerkt, dass es nichts für mich ist. Daher bin ich dazu übergangen, zwar eine Kapitelübersicht zu erstellen, jedoch diese im Laufe des Schreibens zu erweitern. Ich plotte die ersten Kapitel, trage sie in die Tabelle, schreibe sie und während des Schreibens bilden sich dann die weiteren Kapitel. Mit dieser Strategie verfahre ich mittlerweile am Besten.

Plotten, Schreiben und Überarbeiten

Demnach nimmt das Plotten bei mir eine lange Zeit in Anspruch, aber auch das Bearbeiten. Gefühlt ist das Schreiben die einfachste Angelegenheit. Die Rohfassung ist bei mir nicht gut, sie ist lauter sprachlicher Fehler, lauter X die ich setze, wenn noch keine Namen stehen und häufiger ist bei mir auch „Beschreibung einfügen“ anzufinden, insbesondere wenn es um Figuren geht. Ich habe Figurenbeschreibungen in der Schule schon nicht gemocht und daran hat sich bisher nichts geändert. Es soll nicht sein „à la die Figur hat blonde Haare und blaue Augen“ und demnach sitze ich daran öfter etwas länger. Gerade wenn ich im Schreibfluss bin, überlasse ich das lieber meinem Zukunfts-Ich. Mein Zukunfts-Ich kann auch ausbaden, wenn doch noch etwas in der Handlung trotz Vorarbeit geändert werden muss. Die Nachbearbeitung ist für mich die anstrengte Phase, gleichzeitig freut mich auch zu sehen, wie mein Projekt zunehmend geschliffen wird.

Schreibroutine?

Eine Schreibroutine ist bei mir nicht wirklich vorhanden. Aktuell setze ich mich jeden Tag dran und schreibe für ein paar Stunden. Dies liegt allerdings daran, dass ich gerade Zeit habe. Wenn die Uni wieder losgeht, weiß ich, dass sich das wieder ändern wird. Es gibt Menschen, die sich jeden Tag eine halbe Stunde hinsetzen, bei mir funktioniert das zwar beim Plotten, aber nicht beim Schreiben. Die erste halbe Stunde besteht bei mir daraus, auf die leere Seite und raus dem Fenster zu schauen, mit Stiften auf meinem Schreibtisch zu spielen und langsam zu schreiben – und dann wird wieder aus dem Fenster geschaut, bis ich an einem Punkt komme, wo ich in der Szene drin bin. Wenn ich richtig in die Geschichte eintauche, fort aus meinem Zimmer schwimme, kommen die Worte zügig. Deswegen bin am überlegen, ob ich ab April sonntags einen Schreibtag einführen soll, in der aktuellen Zeit ist man eh nicht unterwegs. Ich bewundere Leute, die trotz eines stressigen Alltags Zeit zum Schreiben finden, in Klausur- und Hausarbeitsphasen schreibe ich monatelang nichts, weil in meinem Kopf kein Platz für kreatives Arbeiten ist, wahrscheinlich auch der Grund, warum ich bisher nur eine fertige Geschichte vorweisen kann. Aber hey, jede:r ist da anders.

Für mich ist Schreiben ein Hobby und so sehr ich es auch großartig finden würde, damit später Geld zu verdienen, weiß ich auch, dass es schwer und nicht zwingend realistisch ist. Demnach setze ich mir keine Zeit- und Seitenvorgaben, schreiben soll (so mühselig es auch häufig sein kann) Spaß machen. Somit mache ich es mir mit einer Tasse Tee und guter Musik gemütlich (beim Plotten und Schreiben, beim Überarbeiten funktioniert es bei mir nicht). Zeitweise erstelle ich mir Playlisten mit Songs, die zur jeweiligen Geschichte passen oder ich höre Alben herunter, bei denen ich gut schreiben kann. Aktuell höre ich da viel Imminence, letztes Jahr lief bei mir überwiegend Breaking Benjamin in Endlosschleife, was dazu geführt hat, dass sie bei Spotify mein Top Künstler waren. In einem früheren Leben habe ich mich hin und wieder zum Schreiben gerne in ein Café gesetzt, wenn mein Zimmerchen keine Kreativität mehr versprühte. Schreiben ist ein Prozess und wer weiß, in ein paar Jahren wird es vielleicht ganz anders sein, als ich es in diesem Beitrag geschrieben habe. Ich finde es spannend zu sehen, wie man mit jedem Wort, jeder fertigstellten Geschichte dazu lernt, am Schreiben wächst und wie sich jedes Projekt anders anfüllt, manchmal wie eine angenehme Schiffsfahrt auf ruhiger See oder aber wie ein Puzzle, bei dem man einfach nicht die passenden Teile, die zusammen gehören, findet.

Wie geht es euch: Plottet ihr alles im Voraus oder nicht? Wie sieht eure Schreibroutine aus?
Und zu guter Letzt: Hättet ihr Interesse zu einem Update zu meinen Projekten? 
Lasst es mich gerne in einem Kommentar wissen.

 

 

Kommentar verfassen