Absagen gehören in der Verlagswelt dazu. Gerne hört man da den Klassiker: „Auch Harry Potter wurde von so oft abgelehnt und schau, wie erfolgreich die Buchreihe jetzt ist.“ „Eine Absage heißt nicht, dass die Qualität deiner Geschichte nicht stimmt, es gibt so viele Faktoren, die abhängig davon sind, Trends, die den Markt bestimmen, wie das bisherige Programm schon ausschaut …“, lautet es von Menschen, die mehr Ahnung von der Buchbranche haben. In Ordnung, nur wenn man nach einer Manuskriptanfrage eine vernichtende Absage erhält, stellt sich doch die Frage, ob es nicht eher an der eigenen fehlenden Schreibfähigkeit liegt. Und wenn man sich gegen andere in einem Schreibwettbewerb nicht durchsetzen kann, bedeutet es nicht, dass das eigene Projekt nicht gut genug ist? Sonst hätte man es ja geschafft. „Du bist ja noch jung, du bist erst am Anfang“, wird auch gerne gesagt. Und was ist mit denen, die in meinem Alter schon sechs Bücher veröffentlicht haben und große Bestellerautor*innen sind? Und mit denjenigen, die zurzeit auf Instagram alle ihre Agenturen und Verlagsverträge posten? Sie scheinen das notwendige Talent zu besitzen – und was ist mir?
Die erste Regel bei Absagen lautet, sich selbst deswegen nicht fertig zu machen. Und das ist der Punkt, an dem ich scheitere. 2023 war für mich ein Jahr der Absagen. Es hat mir schon eine Überwindung gekostet, es überhaupt zu probieren und mutig zu sein, und dann das. Ein Nervenzusammenbruch folgte dem nächsten, jede Absage hat eine Spirale aus Selbsthass und Selbstzweifel hervorgerufen. Ich fange an, mich und mein Schreiben zu hinterfragen, soll ich es weiter versuchen, bin ich einfach zu schlecht, habe ich es nicht drauf, habe ich überhaupt nichts drauf, warum will mir nicht einmal etwas gelingen? Ich schreibe auch für mich selbst, gleichzeitig ist da der Wunsch, dass es anderen gefällt, dass ich andere damit berühre, dass ich mit meinen Projekten erfolgreich bin, die Bestätigung erhalte, keine Versagerin zu sein. Ich muss an dieser Stelle nicht betonen, dass der Drang nach Bestätigung von außen, damit man sich selbst besser fühlt, nicht gerade gesund ist, oder?
Es gelang mir nicht, mental mit Absagen umzugehen. War das der Grund, es erst einmal nicht weiter zu probieren? Nein. Ich hätte mich weiter dem ausgesetzt, hätte jede Absage als weitere Bestätigung für meine Unfähigkeit genommen. Es brauchte andere Menschen, um zu realisieren, dass es so nicht weitergehen kann. Es brauchte Menschen, die ich jedes Mal mit meiner Verzweiflung genervt habe, die jedes Mal viel zu lieb waren, versucht haben, mich aufzubauen, obwohl meine eigene Gedanken zu laut waren, als das ihre Worte mich erreichen konnten. Und klar tut das anderen auf Dauer nicht gut. Und ich möchte nicht, dass sie den Eindruck bekomme, sich an meine Arme festzuhalten, während ich mich selbst immer wieder Richtung Klippe ziehe.
Darüber kam die Erkenntnis, dass es für meine mentale Gesundheit so nicht weitergehen kann. Es ist normal, nach einer Absage niedergeschlagen zu sein, aber nicht, einen Tag ausschließlich zu weinen und drei weitere Tage in gedrückter Stimmung zu verbringen. Das ist die angemessene Reaktion für einen ernsten Schicksalsschlag, aber nicht dafür, dass ein Verlag das eigene Buch nicht möchte. Bevor ich es weiter versuche, muss ich erst einmal an mir arbeiten, damit es mich nicht mehr so aus der Bahn wirft.
Das bedeutet, dass ihr erst mal nichts von mir lesen werdet.
Das bedeutet, dass ich auf Instagram erst mal nichts zum Thema Schreiben posten werde.
Es bedeutet nicht, dass ich nicht mehr schreiben werde. Denn ich weiß, dass ich eh nicht davon loskommen werde. Ich beschreibe es gerne als meine Hass-Liebe, als eine Droge, von der ich nicht fortkomme. Aber vielleicht kann ich die Beziehung verbessern?
So, das war es mit meinem persönlichen Beitrag. Wie geht ihr mit Absagen um? Habt ihr Tipps, wie man sie weniger an sich selbst heranlassen kann? Lasst es mich gerne in einem Kommentar wissen.
Eure Nadine Nakos