Für einen langen Zeitraum war Wilma aus den Wilden Hühnern die einzige lesbische Figur in meinem Bücherregal – ja, eine Figur aus einem Kinderbuch. In meiner Jugend überwiegen Liebesgeschichten zwischen Mann und Frau. Über einen langen Zeitraum war mir diese Tatsache nicht negativ aufgefallen. Ich habe mich als heterosexuell empfunden und fühlte mich somit in den Büchern repräsentiert, wollte ebenso hübsch, Badass und schlagfertig wie Rose Hathaway aus Vampire Academy sein und meinen Traumprinzen finden. Als ich irgendwann begann, meine eigene Sexualität zu hinterfragen, kam der Wunsch nach Büchern auf, in denen Protagonisten ebenfalls ihre Sexualität hinterfragen. Vielleicht, um das Gefühl zu haben, damit nicht allein zu sein. Im Serienbereich wurde ich mit Faking it schnell fündig. Bei LGBTQIA-Büchern bin ich zu Beginn durch Empfehlungen von Youtubern wie Alicia Zett gestoßen. Heute möchte ich schauen, wie queer mittlerweile mein Bücherregal ist. Zum Abschluss habe ich eine Liste mit 47 LGBTQIA-Büchern zusammengestellt, die mir auf Twitter empfohlen wurden. Danke an dieser Stelle für die zahlreichen Werke, die ich mir direkt auf meine Leseliste notiert habe, vielleicht werdet ihr dort auch fündig.
Bücher mit schwulen/ bisexuellen Protagonisten
Nur drei Worte oder auch Love, Simon von Becky Albertalli kennen bestimmt die meisten von euch. Spätestens mit dem Film aus dem Jahr 2018 ist es in aller Munde.
Aber worum geht es? Simon schreibt mit dem unbekannten Blue E-Mails, in den er sich verliebt und der als einziger von seiner Homosexualität weiß – bis ein Mitschüler seine E-Mails entdeckt und droht, diese zu veröffentlichen. Simon ist sehr sympathisch. Das Buch ist witzig und ich hatte beim Lesen ein Dauergrinsen – Wohlfühlbuch!
Ebenfalls von Becky Albertalli stammt What if it´s us. Dort geht es um Ben und Arthur, die sich zufällig an einer Poststation in New York begegnen, dann aber wieder verlieren. Arthur setzt alles daran, Ben wieder zu finden, nur ist New York groß und er nur für einen Sommer dort.
Arthur hat man sein junges Alter angemerkt. Er glaubt an das Schicksal und ist oft sehr aufgedreht. Trotz eines überzogen Dramas hat das Buch realistische Züge und daher konnte mich die Geschichte und gerade das Ende überzeugen. Jeder, der schon das eine oder andere Date hatte, weiß, wie seltsam diese oft sein können und daher fand ich die Sache mit dem zweiten bzw. dritten ersten Date echt süß, wie sie, wenn nicht alles 100-Prozentig perfekt ist, ein neues erstes Date machen, um irgendwann feststellen zu müssen, dass es selten diesen perfekten Filmmoment gibt.
Call me By Your Name von André Aciman wurde 2017 mit Timothée Chalamet und Armie Hammer in den Hauptrollen wunderschön verfilmt. Der Film hat die Tonalität des Buches, die knisternde Romanze und den Sommer im Italien perfekt eingefangen. Die Vorlage kann ich euch sehr empfehlen.
Autor André Aciman nimmt einen mit seinen langen, verschnörkelten Sätzen mit auf eine Liebesgeschichte und in die Gedankenwelt von Elio. Für das Ende Taschentücher nicht vergessen!
Der Debutroman Gone with the heat von Katarina Jensen und Jacqueline Schiesser erzählt zwei Geschichten, einmal die des 15-jährigen schwulen Aidan und einmal die tragische Liebesgeschichte von Will und Heat aus seinem Lieblingsbuch: Gone with the heat, das zu einem Zeitpunkt spielt, als in den konservativen Südstaaten Homosexualität noch unter Strafe stand. Dieses gibt er seinem Großvater mit, in der Hoffnung, dass es ihm die Augen öffnen wird…
Es ist eine herzerwärmende LGBTQ+ Geschichte, bei dem die Seiten nur dahin fliegen. Mehr zu dem Buch könnt ihr hier in meiner Rezension erfahren.
Autobiografisch ist das Debütroman Das Ende von Eddy des französischen Schriftstellers Édouard Louis. Dort schildert er von seinem Aufwachsen in einem kleinen Dorf im Norden Frankreichs und wie er in einer homophoben Umgebung seine eigene Homosexualität entdeckt. Seinem Vater entspricht er schon früh nicht seinem Bild nach Männlichkeit, da er sich nicht für Sport und Raufereien begeistern kann und eine ruhige Person ist. Somit spürt er den Hass des Dorfes auf sich ruhen und den Druck der toxischen Maskulinität, das sich auch in Gewalt äußert. Der Roman fühlt sich an, als wäre er aus einem anderen Jahrhundert, was er jedoch nicht ist. Eine schonungslos und bewegende Lektüre.
Bücher mit lesbischen & bisexuellen Protagonisten
Von Den Mund voll ungesagter Dinge von Anne Freytag hatte ich im Vorhinein viel Positives gehört und da es um eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen geht, habe ich mich sehr auf das Buch gefreut, denn das war bis zu dem Zeitpunkt bei mir im Regal Mangelware. Leider konnte ich die Begeisterung nicht vollständig teilen und hatte auch ein paar Kritikpunkte, die ich hier in meiner Buchbesprechung mit Spoilern erläutert habe. Dennoch hat Anne Freytag einen schönen Schreibstil und hat gut die Beziehung von Sophie und Alex entfaltet (weswegen mir ein paar Aspekte umso mehr wehgetan haben)
Besser hat mir da Leah on the Offbeat wieder von Becky Albertalli gefallen. Das Buch habe ich an einem Tag gelesen und verschlungen. Es war schön, die Geschichte von Love, Simon weiter zu folgen – dieses Mal aus Leahs Sicht. Becky Albertalli schafft es, noch mehr Situationskomik in die Szenen zu legen, dass ich oft laut lachen musste. Leah on the Offbeat ist eine Coming of Age Geschichte, bei der sich die Protagonisten die Frage stellen, was nach der Schule kommt. Dazu hat es eine süße Liebesgeschichte, die zeitweise sehr kitschig und etwas unrealistisch daherkommt – aber hey, zeitweise braucht man einfach etwas fürs Herz.
Daneben, dass mein Bücherregal verstärkt heteronormativ geprägt war, überwiegen auch weiße-Cis-Autorinnen. Erst in den letzten beiden Jahren hat sich langsam etwas geändert. Somit stellt Full Disclosure von Camryn Garrett das einzige Buch in meinem Regal dar, dass von einer schwarzen Autorin über eine schwarze Protagonistin ist.
Full Disclosure ist voller queere Figuren, die Hauptfigur Simone ist bisexuell und hat zwei Väter, ihre besten zwei Freundinnen sind einmal bisexuell und einmal lesbisch sowie asexuell. Dazu geht es um ein wichtiges Thema: HIV. Simone hat HIV und gleichzeitig ist sie in einen Jungen aus der Schule verliebt, mit dem sich etwas entwickelt, was durch die Krankheit erschwert wird, insbesondere als sie in ihrem Schließfach einen Zettel mit einer Erpressung erhält. Full Disclosure informiert verstärkt über HIV, ohne belehrend daher zukommen, und ich habe einiges mitgenommen, dass ich davor nicht wusste. Dazu ist das Buch voller Musical Referenzen, weil Simone diese liebt und bei dem Musical an ihrer Schule Regie führt.
Traumtänzerin von Alicia Zett wollte ich wirklich mögen, die Autorin selbst finde ich sympathisch und ich wollte ihrem Debüt eine Chance geben. Nur leider war das Buch noch sehr ausbaufähig, abgesehen von den Kommafehlern, waren die Charaktere zu hölzern und es lagen auch Probleme in der Dramaturgie vor. Charlie ist in ihre beste Freundin verliebt, die allerdings heterosexuell ist. So weit so gut, dann verliebt sie sich aber plötzlich in ein anderes Mädchen, die sie jahrelang gemobbt hat. Wo die plötzliche Liebe herkam, war mir schleierhaft.
Queere Protagonisten im Fantasy Sci-fi Bereich
Alex und Magnus aus Die Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare waren die ersten beiden queeren Figuren in einer Jugendfantasy Reihe, die ich gelesen habe. Mit ihrer weiteren Trilogie Die Dunkeln Mächte sind weitere queere Haupt- und Nebenfiguren dazu gekommen: Es gibt eine Beziehung zwischen zwei Frauen, eine polygame Beziehung, eine transsexuelle Figur… In Chain of Gold gibt es mit Matthew und Anna zwei bisexuelle Protagonisten. Es ist auch schön, dass es, obwohl es im Viktorianischen London spielt, es nicht problematisiert wird und so wunderbar natürlich in die Geschichte eingebunden wird.
In On a Sunbeam von Till Walden sind heterosexuelle Figuren die Minderheit. Es gibt kaum eine Person, die nicht queer ist, und somit sind lesbische und eine non-binäre Figur mit dabei. Dazu erzählt Walden eine schöne Lovestory zwischen zwei Mädchen, die sich auf einer Boarding-School kennen und lieben lernen. In einem anderen Handlungsstrang fliegt einer der beiden, Mia, mit einer Crew durch die Tiefen des Weltraums, um alte Gebäude zu reparieren. Dazu sind die Zeichnung und die Story fantastisch.
Eine schwule, bisexuelle und eine polygame Beziehung liegt in der Broken Earth Trilogie von N. K. Jemisin vor. In ihren Endzeit/ Science-Fiction Bücher, steht die Erde, die sogenannte „Stille“, vor dem Abgrund. Inmitten dessen sucht Essun ihre Tochter, nachdem ihr Mann ihren Sohn umgebracht hat – als er von ihrer gefürchteten Fähigkeit erfuhr, denn sie ist ebenso wie ihre Mutter eine Orogene, was bedeutet, dass sie die Fähigkeit besitzen, die Erde zu kontrollieren. Jemisin Bücher haben mich mit ihrer interessanten Welt, den vielen neuen fantastischen Elementen und dem fabelhaften Schreibstil in ihren Bann gezogen.
In The Expanse sind leider lediglich Nebenfiguren queer. Holden hat mehrere Eltern, die zusammen in einer polygamen Beziehung leben, was zu dem Zeitpunkt in der Zukunft etwas vollkommen Normales ist. Daneben gibt es in den Bänden eine weitere polygrame Beziehung sowie eine Beziehung zwischen zwei verheiraten Frauen mit Kind. Zudem hätten sie mit Bobbie Drapper auch die Möglichkeit gehabt, eine asexuelle Figur zu haben, denn sie scheint sich in den Büchern weder romantisch noch sexuell für andere zu interessieren. Schade, da gerade asexuelle Protagonisten sowohl in der Bücher- als auch in der Serienwelt eher unterrepräsentiert sind. Aber vielleicht werde ich da bei euren Empfehlungen fündig?
- A little life von Hanya Yanagihara
- Lord-John-Saga von Diana Gabaldon
- A gentleman’s guide to vice and virtue von Mackenzi Lee
- Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel
- Die Tensorate Reihe von Jy Yang
- Song of the Dead von Sarah Glenn Marsh
- Under the Udala Trees von Chinelo Okparanta
- Wir leuchten von Lisa Williamson
- Auf der anderen Seite der Sterne von Liv Modes
- Unser Platz in dieser Welt von Luisa Strunk
- Alex in Wonderland von Simon James Green
- Queens of Geek von Jen Wilde
- Kings, Queens, and Inbetweens von Tanya Boteju
- Camp von L. C. Rosen
- The Henna Wars von Adiba Jaigirdar
- Let‘s Talk about Love von Claire Kann
- The Arcadia Project Series von Mishell Baker
- Wasteland von Judith C. Vogt
- Girls of Paper and Fire von Natasha Ngan
- Ich bin Gideon von Tamsyn Muir
- George von Alex Gino
- Weil mein Herz dich ruft von Jennifer Waschke
- Unter einem Banner von Elea Brandt
- Von Rache und Regen von Anette Juretzki
- Berlin Rostiges Herz von Sarah Stoffers
- Two boys kissing von David Levithan
- My brother´s name is Jessica von John Boyne
- They both die at the end von Adam Silvera
- Als ich Amanda wurde von Meredith Russo
- Wayward son von Rainbow Rowell
- Ramona Blue von Julie Murphy
- Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums von Benjamin Alire Sáenz
- Heartstopper von Alice Oseman
- River of Teeth von Sarah Gaileys
- The Black Tides of Heaven von J.Y. Neon Yangs
- Der Atem einer anderen Welt von Seanan McGuire
- The City we became von N.K. Jemisin
- Die Jahresprinzessin von Leni Wambach
- Giovannis Room von James Baldwin
- Real life von Brandon Taylor
- No Ashes in the Fire von Darnell L. Moore
- The Summer We Got Free von Mia McKenzie
- Die Scherben des Tyrannen Series von Vanessa S. Kleinwächter
- Nightwood von Djuna Barnes
- Was richtig ist von Sebastian Kalkuhl
- Grüne Tomaten von Fannie Flagg
- Offen Hetero von Bill Konigsberg
Habt ihr eins der Bücher gelesen? Welche könnt ihr empfehlen?
Wie divers ist euer Bücherregal?
Hey Nadine, wegen Texten wie diesem hier liebe ich die Bloggerszene. 🙂 Ehrlich gesagt habe ich mir bis eben gerade darüber noch nie Gedanken gemacht – und bin nun selbst etwas erschrocken, weil mir spontan nur 1 queres Buch einfällt, das in meinem Bücherregal steht („Grüne Tomaten“ von Fannie Flagg). Zwar sollte in 1. Linie natürlich trotzdem immer die Story überzeugen, aber etwas Vielfalt im Bücherregal kann ja nicht schaden. Daher kommt die Liste gerade wie gerufen, da werde ich gleich mal ein paar Geschichten googeln. 🙂
Gelesen habe ich noch keines der Bücher – aber die Broken Earth Trilogie klingt spannend und du weist ja, dass ich evtl irgendwann mal City of Bones bzw. die diversen Spin-Offs lesen möchte. Ich weiß auf Anhieb gar nicht wie divers mein Bücherregal ist. Die Autoren kenne ich ehrlich gesagt sehr selten, wenn es nicht gerade die großen Namen sind und Google die auch ehrlich gesagt kaum. Was queere Figuren anbelangt habe ich aber definitiv auch nachholbedarf. Ein Buch das mir hier einfällt: One of us is lying, da ist eine der Hauptfiguren, aus deren Sichtweise man auch liest homosexuell. Fand das Buch damals auch deshalb gut, weil man dazu auch unterschiedliche Ethnien hatte.
Dankeschön für dein liebes Kommentar Nadine,
wobei „Die 12 Geschworenen“ eine Serie ist, zu der ich bisher auch noch gar keine Meinung vernommen habe – bestimmt wieder eine der Produktionen, die aufgrund der Masse bei Netflix komplett untergeht. Schade. „Meine Cousine Rachel“ und „Fatal Affair“ werde ich beide anschauen, bin schon so gespannt, ob sich da unser Fazit jeweils dann gleicht :D. Da ich zu „Aufbruch zum Mond“ schon viel gutes gehört habe und Biopics eigentlich generell cool finde, könnte der was für mich sein. Ich bin gespannt. „Slender Man“ gebe ich mir wohl trotzdem, ich gucke ja die meisten Teenie-Horrorfilme, selbst wenn es dann nur zum Aufregen ist. Meine Eltern hatten den auf Sky gesehen und fanden ihn gar nicht so schlimm :D.