Hallo ihr Lieben! Der obligatorische Monatsrückblick steht wieder an, bei dem ich euch erzähle, was ich so erlebt habe, euch ein Schreibupdate gebe und euch meine Highlights vorstelle. Dieses Mal sind zwei Bücher, zwei Hörbücher, sechs Filme sowie eine Mini-Serie mit dabei. When They See Us von Ava DuVernay hat mich beschäftigt wie keine andere Serie in den letzten Jahren. In Sachen Filmen gibt es im Juni nach Langem auch zwei Flops.
Erlebt
Die letzten Monate habe ich verstärkt desozialisiert verbracht. Ich hatte überwiegend nur mit meinen Eltern Kontakt und mit Freunden und Bekannten hat es sich aufs Digitale beschränkt. Ich bin keine Person, die ständig umgeben von vielen Menschen sein muss und gerne ihre Zeit für sich hat, dennoch habe ich gemerkt, wie mir langsam doch nach persönlichen Kontakten war. Daher habe ich mich gefreut, eine gute Freundin nach einer Ewigkeit (das letzte Treffen war einfach mal im Dezember) wiederzusehen. Da sie aktuell ein Rewacht von Game of Thrones macht, gab es auch ein langes Gespräch über die miserable letzte Staffel, den Unterschieden von Buch & Serie und an welcher Stelle die Buchcharaktere aktuell sind und wie es möglicherweise weitergehen könnte. Diese Art der Gespräche habe ich echt vermisst.
Durch die Lockerung der Corona-Beschränkungen habe ich mich langsam wieder in die Zivilisation getraut und war im Juni mehrmals lecker essen, wie mit meiner Mutter indisch und mit einer Kommilitonin marokkanisch. Da es an dem Abend sommerlich warm war, gab es im Anschluss noch ein Eis und wir saßen lange draußen zusammen und haben gequatscht. Ein wenig Sozialleben ist dann doch was feines.
Schreiben
Der Juni stand ganz im Zeichen des Plottens. Jeden Abend habe ich mich hingesetzt und ein wenig an dem Plan gefeilt. Nach mehrmaligen Umwerfen und Umkonstruieren stehen jetzt die groben Eckpfeiler für die Geschichte meiner beiden Protagonisten. Da im Juli viel für die Uni ansteht, werde ich mich meinen Charakterbögen widmen sowie meinen Scenen-Tracker mit meiner Szenen/ Kapitel Übersicht vervollständigen und mich übers Judentum und über Diabetes informieren. Bei meinem ersten Projekt war die Plotphase weniger stark ausgeprägt, was dazu führt, das sich aktuell die Überarbeitungsphase sehr zeitintensiv gestaltet. Das Plotten macht mir aktuell sehr viel Spaß und es hilft mir Ordnung in mein inneres Chaos zu bringen. Bis zum 10. August soll alles so weit stehen, dass ich mit dem Schreiben beginnen kann.
Bücher
Kein Monat vergeht ohne einen The Expanse Band. Dieses Mal habe ich den sechsten Teil, Persepolis erhebt sich beendet. Dieser hat mir zum Glück deutlich besser als sein Vorgänger gefallen. Einige Jahre sind vergangen und mittlerweile werden immer mehr Planeten hinter dem Ringtor kolonialisiert. Der Hochkonsul Duarte mit einer Flotte von marsianischen Raumschiffen die er entwendet hatte und mit der freien Raummarine zusammenarbeitete, ins Laconia-System flüchtete, scheint Vergessen zu sein, bis eines Tages riesige, von der Protomolekül-Technologie fast unsterbliche Raumschiffe auftauchen, die Medina-Station in der langsamen Zone erobern und das Reich für sich erklären. Die beiden Autoren zeichnen hier vielschichtig die Laconia und einen viel zu überforderten Protagonisten, der blind dem System hinterherläuft und mit der Handhabung der Medina Station überfordert ist. Selbstverständlich, wie sollte es anders sein, sind die Mitglieder der Rosinante am Ort des Geschehens und planen einen Aufstand. Auch Chrisjen Avasarala, mittlerweile im hohen Alter, kann sich nicht nehmen, wieder mit von Partie zu sein. Persepolis erhebt sich ist ein spannender Roman mit einem Cliffhanger und ich bin gespannt, endlich mehr über die Feinde der Protomolekül-Zivilisation zu erfahren, denn mysteriöse Energiekugeln sind aufgetaucht, die das Gefühl der Zeit verändern.
Delirium habe ich vor längerer Zeit auf dem E-Book gelesen. Da meine E-Bücher nach einer Übertragung verloren gegangen sind, habe ich mir den ersten Band günstig bei Rebuy nachgekauft. Bei meinem ReRead habe ich wieder gemerkt, wie sehr ich den Schreibstil liebe, poetisch und voller schöner Beschreibungen, so dass ich mir viele Zitate markiert habe. Zur Story: Es ist eine Dystopie, in der Liebe zu einer Krankheit deklariert wurde. Jeder Mensch wird mit 18 Jahren dagegen operiert, um immun zu sein. Die 17-jährige Lena steht vor ihrem Eingriff und kann ihn kaum erwarten, bis sie Alex kennenlernt und sie beginnt sich zu fragen, ob Liebe wirklich so schlecht sein kann. Lenas Blick auf die Welt ändert sich langsam und sie beginnt die indoktrinierten Vorstellungen zu hinterfragen. Besonders gefallen hat mir eine Szene, als sie zum ersten Mal Musik hört – ja, auch Musik ist in der Welt verboten. Es gibt nur ausgewählte, die man hören darf. Die Welt ohne Liebe zeichnet sich durch eine große Gleichgültigkeit aus, zwischen Ehepaaren, zwischen Eltern und Kinder und nach der Operation gibt es auch keine richtige Freundschaften mehr. Der jeweilige Partner wird den Menschen zugeteilt und Sympathisanten verfolgt. Bei jedem Kapitel gibt es auch ein Ausschnitt aus der Propaganda des Staates. Sonst stören mich kürzere Texte vor den eigentlichen Kapitel hier hat es mir gefallen, weil man ein Einblick in die Denkweise bekommt und es interessant zu sehen ist, wie Literatur wie Shakespeare verdreht wurde und für ihre Propaganda der Politik genutzt wird. Eine der besten Jugend-Dystopien.
Hörbücher
Für #Readingclassic stand Die Unendliche Geschichte an und da ich das Buch letztes Jahr erst gelesen habe, habe ich mich für das Hörbuch entschieden und was soll ich hier noch viel schreiben, ich liebe das Buch. In unser anschließenden Skype Runde kamen wir auch übereinstimmend zu der Meinung, dass die erste Hälfte deutlich stärker ist. Bastian wird zunehmend anstrengend und die Geschichte düsterer. Dennoch strotzt die Geschichte voller Ideen und ich finde es schön, wie Bastian wieder zu sich findet. Außerdem gibt es viel faszinierendes, das nach Hausarbeitsthemen schreit, wie die Sache mit dem Mann auf dem Berg und der Geschichte, in der Geschichte eine Geschichte…
Irgendwie greife ich bei Hörbüchern gerne nach Werken, die ich schon einmal gelesen habe und zurzeit hatte ich da Lust auf Vampire Academy und habe im Juni den dritten Teil beendet. Der dritte Teil war früher immer einer meiner Favoriten aus der Reihe und ich weiß jetzt wieder warum. Nachdem tragischen Tod von Mason Ende des zweiten Bandes, sieht Rose ihn immer wieder als Geist, was sie vor die Frage stellt, ob er wirklich da ist oder ob sie verrückt wird. Ich finde es echt schade, dass sie den ersten Film so verhunzt haben. Ich hätte mir gerne eine epische Vampirsaga gewünscht & die Umsetzung der Schlacht um die Schule auf der Leinwand gesehen.
Filme
Urheberrecht: A24
Es gibt so viele Filme, die schiebt man immer vor sich her und wenn man sie dann gesehen hat, fragt man sich, warum man es nicht schon viel früher gemacht hat, weil der Film einem so gut gefallen hat. So erging es mir mit Moonlight. Schon seit Jahren liegt die Blu-ray bei mir herum und ich habe ihn mir erst jetzt im Juni angesehen und was soll ich sagen? Ich liebe ihn. Es ist ein Meisterwerk. Ruhig, emotional, melancholisch, eindringlich. In drei Kapiteln folgt man dem Afroamerikaner Chiron durch sein Erwachsenwerden, auf der Suche nach Liebe, Anerkennung, das Finden seiner eigenen (homosexuellen) Sexualität und seinem Platz im Leben. Toller Score, Brillant gespielt, wo so viel zwischen den gesprochenen Worten liegt.
The Farewell gibt Einblick in die chinesische Kultur und den dortigen Umgang mit Trauer und Verlust. Die Protagonistin Billi lebt in Amerika und reist nach China zu ihrer Großmutter Nai Nai, die Lungenkrebs hat, wovon ihr jedoch niemand in der Familie erzählt. Billi ist in der Position des Zuschauers und versteht nicht, warum es ignoriert wird und das in China die Meinung vertreten wird, dass es besser ist, nichts zu sagen. Regisseurin Lulu Wang schafft ein berührendes Drama, ohne auf die Tränendrüse zu drücken und versprüht eine Leichtigkeit mit viel Alltagswitz. Der Film hat ein starkes Drehbuch, Score und Cast, gerade Awkwafina und Zhao Shuzhen als lebensfrohe Nai Nai.
Schneeflöckchen ist ein Genre-Film aus Deutschland und verdient aus diesem Grund schon mehr Aufmerksamkeit. Ich finde es immer wieder schön, wenn es Filme aus Deutschland gibt, die keine 0815 Komödie sind, und finde es daher positiv, wenn etwas anderes gewagt wird. Die Idee hinter dem Film finde ich auch schon echt witzig: Die beiden Protagonisten finden ein Drehbuch über sich, in dem alles so steht, was sie gerade sagen und machen. Super-Nazis, Kettensäge, schräge Figuren und viel Witz – ein sehr empfehlenswerter Film, dem ihr auf Prime eine Chance geben solltet.
Immer diese Sache mit der Erwartungshaltung. Es haben so viele über A Star is Born geschwärmt, dass ich, als er neu auf Netflix kam, einfach neugierig war und dem Ganzen eine Chance geben musste. Und ehrlich gesagt, ich verstehe den Hype nicht. Ein Highlight ist der Gesang von Lady Gaga und die Konzertaufnahmen. Den Anfang mochte ich auch & dann kommt die Mitte…Ab da schwächelt die Story vor sich her, zieht sich und erzählt etwas, dass man so schon Zehntausende Male gesehen hat. Hatte mehr erhofft.
Plötzlich Familie wurde mir von der lieben Nicole von Smalltownadventure empfohlen und da er allgemein überwiegend positive Kritiken erhalten hat und ich an dem Abend Lust auf etwas Lockeres hatte und ich die Thematik mit der Adoption interessant fand, habe ich ihn mir mit meiner Mum angeschaut. Und ja… ich finde es erst einmal schön, dass sich die Thematik für eine Komödie genommen wurde. Es gab auch hin und wieder ernstere Momente, wo die Probleme einer Adaption aufgezeigt wurden, gerade wenn die Kinder noch zwischen einem Elternteil und der Adoptivfamilie hin und her pendeln. Das Ganze wurde am Ende aber auch sehr einfach gelöst. Okay es ist auch eine Komödie und ich glaube, dass hier auch mein Problem liegt. Es gab mir zu viele Cringe Momente, mich nervt dieses laute Rumgeschreie und gerade die Sache, als das Ehepaar etwas auf dem Handy ihrer Adoptivtochter findet, war einfach nur Fremdschämen pur. Ich habe ein Problem mit amerikanischen Komödien und finde sie oft eher nervig statt witzig, wie auch leider im Falle von Plötzlich Familie. Finde es da immer wieder spannend, wie Nicoles und mein Filmgeschmack sich unterscheiden, ihr würde dahingegen mein Monatshighlight, Moonlight, glaub ich nicht zusagen.
The BlackKklansman war ein Rewatch, denn meine Mutter hat den Film noch nicht gesehen. Auch beim zweiten Mal wusste er zu überzeugen. Ich habe ihn vor kurzem erst ausführlich in meinem Beitrag „Filme über Rassismus“ vorgestellt, den ich euch daher hier verlinke.
Serie
Urheberrecht: Netflix
Nichts hat mich vergangenen Monat so beschäftigt wie die Mini-Serie When They See Us von Ava Duvernay. Eigentlich verdient die Serie ihren eigenen Beitrag, doch leider habe ich es zeitlich nicht geschafft. When They See Us ist eine bedrückende und extrem wichtige Serie über einen großen Justizskandal in der USA in den 1989 Jahren. Dort wurden fünf afroamerikanische Jugendliche Kevin Richardson, Antron McCray, Yusef Salaam, Korey Wise und Raymond Santana für die Vergewaltigung an einer Joggerin im Central Park in New York verantwortlich gemacht, obwohl die Beweislage nicht passt, werden sie verurteilt. Einfach nur furchtbar. Und dann hat Amerika noch einen Mann zum Präsidenten gewählt, der damals die Todesstrafe für die Jugendlichen gefordert hat. Die Verhöre sind schlimm mit anzusehen, wie sie zu einem Geständnis gezwungen wurden. Bei jeder Folge saß ich aufgewühlt und verheult da. Ich bin eh nah am Wasser gebaut und mit dem Hintergrund, dass es sich wirklich so ereignet hat, hat es das Anschauen extrem unangenehm gemacht. Besonders schlimm war die vierte Folge, die sich der Geschichte Korey Wise gewidmet hat, der grandios von Jharrel Jerome verkörpert wird. Dieser bringt einen mit seiner Darstellung an eine Schmerzgrenze. Wise war auf der Polizeistation nur, um seinem Freund beizustehen, stand auf keiner Liste und wurde von der Polizei mit reingezogen und weil er 16 war, musste er ins Gefängnis für Erwachsene und ist dort durch die pure Hölle gegangen, aus dieser wurde erst 14 Jahre später entlassen, weil er im Gefängnis den wahren Täter kennenlernte, der sich daraufhin stellte. Mit When They Us hat Ava Duvernay die wichtigste Serie der letzten Jahre erschaffen.
„Film does have the power to change things, And as it relates to the prison-industrial complex, as it relates to the criminal justice system, and all of the insidious behaviors that are within it, if we keep talking about it, if we keep telling and showing it and sharing these stories, i believe that we get to a place where people will be intolerant of what happeing and demand change.“ (Ava Duvenay)
Urheberrecht: Netflix
Ich kann auch empfehlen, anschließend anzusehen, wo die Darsteller und Kevin Richardson, Antron McCray, Yusef Salaam, Korey Wise und Raymond Santana bei Opra sind (ebenfalls bei Netflix). Man merkt, wie sehr sie immer noch mit der Zeit zu kämpfen haben. Ihn wurde ihre Jugend genommen, die ihnen mit keinen Geld der Welt zurückgegeben werden kann.
Gebloggt
Rassismus in Filmen | sechs wichtige Werke
Bloggestöber (April/Mai) und Litnetzwerk
1000 Fragen an mich selbst #2 – von Kindheit, Träumen & Buchläden
Meine Liebsten TV-Figuren: Der „TV Series Characters TAG“
Zitat des Monats
„Es ist komisch, wie das Leben funktioniert. Man will etwas und wartet und wartet und es kommt einem ewig vor, bis es eintritt. Dann ist es so weit und es geht vorbei und dann möchte man nichts lieber, als sich in den Moment zurückziehen, bevor sich die Dinge verändert haben.“ (Delirium, S. 49)
Habt ihr When They See Us gesehen?
Was waren eure Monatshighlights?
Liebe Nadine,
dein Monat Juni hört sich aber (mal wieder) sehr schön an. 🙂 Deine Freude, nach so langer Zeit mal wieder Freunde und Familie im „echten“ Leben wiederzusehen, ist auf jeden Fall sehr ansteckend!
Und ich fand super interessant, was du über das Plotten geschrieben hast. Du hast ja sogar eine eigene Kategorie „Schreiben“, die ich mir nach diesem Artikel prompt durchgelesen habe. Total spannend! Vielleicht hast du ja Lust, bald mal wieder einen extra Artikel über dein Schreiben zu verfassen? Mich würde total interessieren, wann und wo dir deine Ideen kommen, schreibst du chronologisch, was ist für dich die größte Herausforderung, etc. 🙂
Hab einen wunderschönen Dienstag 🙂
Liebe Johanna, vielen Dank für deinen Besuch und deinen lieben Kommentar, hat mich sehr gefreut, besonders, da dir die Kategorie „Schreiben“ gefällt, war erst nicht sicher, sie einzubinden, aber finde es mit den Kategorien und Überschriften im Monatsrückblick immer sehr praktisch, da sich so jeder das herauspicken kann, was einen interessiert. Und schön zu hören, dass dich Beiträge zum Schreiben interessieren würde, da wird bestimmt bald wieder etwas kommen 🙂
„When they see us“ steht bisher noch auf meiner Watchlist. Das Thema scheint ja schon recht enervierend zu sein. Da muss man demnach auch für ‚in the mood‘ sein…
Ja das stimmt, ist alles andere als eine feel good Serie.