Vier lange Monate war es nicht möglich, ins Kino zu gehen. Eine Sache, die ich sehr vermisst habe und als im Juli Lichtspielhäuser nach und nach öffneten und ich endlich wieder im Saal vor einer riesigen Leinwand saß, wusste ich auch wieder, warum ich so gerne ins Kino gehe. Es ist ein so anderes Gefühl, als zuhause zu streamen. Gerade weil ich in meiner WG keinen riesigen Fernseher mit Soundanlage habe, kommt die Wirkung des Films viel besser zur Geltung und somit war ich drei Mal im Kino. Und bei jedem Mal war es kein Problem, die Abstands- und Hygiene Regeln einzuhalten, bei allen Besuchen waren die Säle wenig besucht und saßen kilometerweit weit. Von daher müsst ihr euch keine Sorgen machen. Doch genug der Vorrede, viel Spaß mit dem dieses Mal etwas verspäteten Monatsrückblick und Oscar Wilde, Berlin Alexanderplatz, der dritten Staffel Dark und vielem mehr.
Schreiben
Mein vorgenommenes Ziel für den Juli habe ich nicht geschafft, weil sich der Monat dann doch anders gestaltet hat als geplant. Mit der Planung von Projekt 2 bin ich nicht fertig geworden, dafür bin ich mein Projekt 1 komplett durchgegangen. Meine Liste mit Überarbeitungshinweisen ist fertig, die ich im August jetzt abarbeiten werde.
Bücher & Hörbücher
Full Disclosure von Camryn Garrett: Hin und wieder kommt in mir die Lust auf ein Young Adult Roman, häufiger gibt es in dem Genre Sachen, die mich nerven und umso glücklicher bin ich, wenn ich einen finde, der frei von toxischen Beziehungen ist. Full Disclosure ist einer der besten YA Romane, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Hier geht es um Simone, eine schwarzes Teenagerin, die HIV hat und Musical liebt. Zeitweise war ich auch über meine große Ahnungslosigkeit in Sachen HIV erschrocken und habe vieles mitgenommen. Camyrn Garrets ist voller queerer Figuren, es wird offen über Sex gesprochen und es gibt viele Musicalreferenzen.
Das Bildnis des Dorian Grey von Oscar Wilde: Das Buch habe ich im Zuge der ReadingClassic Leserunde gelesen, ohne vorab viel zu wissen, was mich erwarten wird. Schon nach den ersten Seiten hatte es mir der Schreibstil von Wilde angetan, und ich habe mir viele Zitaten markiert. Der Roman ist großenteils in Dialogform verfasst, und ich habe gerne den Gesprächen mit ihren philosophischen Diskussionen gefolgt, wenn mich auch Henrys Aussagen oft aufgebracht haben. Was er da zu Frauen loslässt… In Sachen Rassismus, Kolonialismus und Antisemitismus merkt man leider, dass Wilde ein Kind seiner Zeit ist. Die Thematik um die Idealisierung von Schönheit allerdings, dass ein hübscher Mensch mehr Chancen in der Gesellschaft hat und ihm Taten eher verziehen werden, ist hochaktuell.
Steinerner Himmel von N. K. Jemisin: Der Kampf um/ gegen die Erde geht in eine letzte Runde. Jemisin hat wieder bewiesen, wie sprachgewandt ist. Ich habe etwas gebraucht, um wieder in die Geschichte hineinzukommen, sie ist sehr komplex und neue Antworten haben einen zeitweise mehr verwirrt und neue Fragen aufgeworfen. Ich bin froh, das Buch über einen Buddy Read gelesen zu haben und viele Aspekte zu diskutieren, den dazu lädt Steinerner Himmel verstärkt ein. Es geht vermehrt um Unterdrückung, um eine Mutter-Tochter-Beziehung und den Kampf ums Überleben, das anschaulich beschrieben wurde. Näheres zu Band 3 wird es bald in einer Rezension geben.
Vampire Academy Band 4 und 5: Was soll ich hier noch groß schreiben? Ich liebe die Buchreihe, die Charaktere und die Geschichte. Marie Bierstedt macht einen fabelhaften Job und finde es schade, dass sie nicht auch die Spinn Off Reihe Bloodlines liest.
Filme
If Beale Street Could talk (Kino): Die Wiederöffnung des Rex und Cinemas in Wuppertal wurde mit einer #BlackLivesMatter Kinoreihe eingeleitet, darunter waren Filme wie Get Out oder BlackKlansman sowie auch If Beale Street Could Talk von Barry Jenkins. Von dem Regisseur habe ich vor kurzem erst Moonlight gesehen, der mich komplett begeistert hat – noch etwas mehr als Beale Street, der aber immer noch ein sehr guter Film ist. Dieser spielt in Harlem zu Beginn der 70er Jahre und erzählt von der Beziehung von Fonny und Tish, die seit der Kindheit befreundet sind und sich als Erwachsene in einander verlieben. Sie planen zusammenzuziehen – alles ist glücklich, bis Fonny eines Tages verdächtigt wird, eine puerto-ricanische Haushälterin vergewaltigt zu haben. Trotz eines Alibis und fehlendender Beweise wird er verhaftet.
Barry Jenkins zeigt Rassismus als ein systematisches Problem auf. Es geht weniger um des weißen Polizisten, der ihn angezeigt hat, sondern um das große System dahinter, dem die Protagonisten nicht entkommen. Für sie gibt es im amerikanischen Justizsystem keine Gerechtigkeit, und so ist es ein Kampf gegen Windmühlen, in dem Tish trotz aller Hoffnungslosigkeit versucht, optimistisch zu bleiben. Sie glaubt an ihre Liebe. If Beale Street Could Talk ist emotionales, schön gefilmtes Kino mit einem tollen Soundtrack.
Berlin Alexanderplatz (Kino): Deutsche Filme können mehr als 0815 Komödien und das hat Berlin Alexanderplatz gezeigt. Ich freue mich immer darüber, wenn Deutsche Filme etwas Neues wagen. Und somit stand auch fest, dass ich Berlin Alexanderplatz schauen muss. Es war ein Erlebnis ohne Zweifel und ich tue mich mit einer Bewertung schwer. Fangen wir vorne an: Es ist eine modere Adaption des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin. Aus Franz wird Francis, der von Nordafrika nach Deutschland flüchtet und dort in die Machenschaften des Kriminellen Reinholds gerät. Nicht ohne Grund hat Yoshi Heimrath einen Preis für seine Kameraarbeit erhalten, denn was dort zusehen kommt, ist bildgewaltig. Dazu gibt es eine ungewöhnliche Erzählweise mit den fünf Akten plus Epilog. Albrecht Schuch spielt fantastisch den durchtriebenen Reinhold. Selten habe ich mich so über eine fiktive Person aufgeregt und hätte im Kino Francis am liebsten angeschrien und wachgerüttelt, das er endlich sich von ihm losreißen soll. Ein gutes Gefühl erzeugt der Film nicht, oft habe ich mich unbehaglich gefühlt, nur kann man das kritisieren oder ist es das, was der Film sein möchte? Lediglich den Epilog hätte nicht sein müssen. Ich fand, er passte nicht zur restlichen Tonalität.
The Gentleman (Kino): Codname Uncle gehört zu meinen Lieblingsfilmen und somit war meine Vorfreude auf den neuen Guy Ritchie Film groß und da ich es im März nicht mehr geschafft hatte, habe ich im Juli den Film im Kino nachgeholt. Gentleman ist ruhiger erzählt, als man es von Guy Ritchie erwartet hätte. Dennoch mag ich die Art der gewählten Erzählweise und die Situationskomik. Ich habe auch einfach eine Schwäche für so Filme. Nur eine Sache gab es, bei der ich mir dachte, musste das wirklich sein? Warum dieser Moment mit Michelle Dockery? Wieso werden weibliche Figuren im 20. Jahrhundert immer noch so oft so gezeichnet?
Prisoners (Netflix): Es gibt Filme, die vergisst man nach dem Schauen schnell wieder, und dann gibt es Filme, die brennen sich einen in den Kopf. Bei Prisoners wusste ich zwar nicht mehr alles, doch die Endszene hatte ich noch bildlich vor Augen. Und so habe ich auch bei der zweiten Sichtung gedacht, was es für ein verdammt guter Thriller ist mit seiner erdrückenden Atmosphäre über die Entführung zweier Kinder in einer verregneten Kleinstadt. Noch dazu steht niemand Geringeres als Roger Deakins hinter der Kamera, was wohl alles über die Qualität der Inszenierung aussagt. Dazu ist es schauspielerisch top besetzt, Hugh Jackman spielt den Familienvater, der Selbstjustiz ausübt, um seine Tochter wiederzufinden, was zeitweise schwer mit anzusehen ist. Dann ist da noch Jake Gylenhaal als Polizist, der verzweifelt versucht, den Fall zu lösen. Ohne Zweifel einer der besten Thriller der letzten Jahre.
The Lighthouse: The Lighthouse habe ich letztes Jahr im Kino verpasst und mir vor Kurzem bei Prime ausgeliehen, weil ich neugierig war. Ich war mir auch nicht sicher, ob Robert Eggers Film mir gefallen würde, da er in schwarz-weiß und in einem fast quadratischen Format (ähnlich wie zu Beginn des Tonfilms). Damit war der Film etwas anderes und somit für mich ein Grund für eine Sichtung. Und ich muss überraschenderweise sagen, dass er mir gefallen hat. Ich habe es selbst fast nicht gedacht und das hat mir wieder gezeigt, das es gut ist, immer wieder Filme zu schauen, die man einem auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt zusagen. Willem Dafoe und Robert Pattinson liefen ein großartiges Schauspiel und verfallen immer mehr dem Wahnsinn. Wenn ihr euch ihn im O-Ton schauen wollt, empfehle ich euch, die Untertitel einzustellen, denn der Akzent ist schon stark.
It Comes at Night (Netflix): Trey Edward Shults macht vieles richtig: Eine düstere Atmosphäre, dichte Spannung, eine einsame Hütte im Wald und die Ungewissheit, die man mit den Protagonisten teilt, was ist draußen genau? Doch das wird mit der Zeit zum Problem. zu wenig Fragen werden beantworten und dann kommt das Ende zu plötzlich. Hätte gerne eine halbe Stunde länger gehen können, vor allem, da so viel Potenzial vorhanden war.
Interstellar (Netflix): Als Vorgeschmack von Christopher Nolan neuen Film habe ich mir noch mal Interstellar angesehen und wieder war es wie bei der ersten Sichtung, erst packt mich der Film und dann gleitet er mir immer mehr ein weg. Vielleicht, weil ich am Ende nicht mehr komplett durchgeblickt habe? Dennoch: Bildgewaltig und phänomenaler Soundtrack von Hans Zimmer.
Serien
Dark Staffel 3: Zu Beginn der Staffel hatte ich die Sorge – wird es ein logisches Ende geben? Jetzt, wo wir auch Parallelwelten haben? Doch meine Sorge war völlig unbegründet, es ist kein zweites Lost und man merkt der Serie an, dass sie komplett durchgeplant war und kein Faden in der Luft hängt. Ich habe auch Lust auf einen Rewatch bekommen, den es wird oft Bezug auf die ersten Staffeln genommen und man hat viele kleine Details, was ich extrem interessant finde. In den ersten Folgen der dritten Staffel hatte ich noch keinen großen Durchblick, doch nach und nach kamen mehr Erklärungen. Besonders emotional war Folge 6, die dem Zuschauer viel abverlangt hatte und gerade zum Schluss eine wunderschöne Cinematograpie hatte. Allgemein ist die Cinematographie extrem gut gewesen. Ich sag nur diese Split Screen Szene! Das Ende war logisch, emotional und nachvollziehbar – Bittersüß und somit perfekt für Dark.
The Expanse Staffel 4: Visuell wurde in der vierten Staffel noch eine Schippe draufgelegt. Sie sieht so unfassbar gut aus! Story technisch hingegen ist sie allerdings die schwächste, die anderen Staffeln waren noch was spannender. Dies liegt etwas an der Vorlage, bei der man gemerkt hat, das manche Aspekte (wie mit der Blindheit) besser in Buchform funktioniert. Dennoch hat es mir gefallen, dass Avasaralas Politikkampf gezeigt wurde. Gegen Ende wurde auch die Handlung angezogen. Schade fand ich das Haverlocks Storyline aus dem Buch nicht übernommen, wahrscheinlich lag es daran, dass man nicht einen weiteren Handlungsstrang mit einer neuen Figur einführen wollte und sich daher lieber auf schon etablierte Figuren wie Avasarala, Bobbie und Drummer konzentriert hat und diese im Unterschied zum Buch gefüllt hat und Handlungen von Band 5 angedeutet hat. Dennoch hätte es der Rettungsaktion noch ein wenig mehr Spannung geben, wenn sie wie in Cibola brennt von Haverlocks Leuten angegriffen worden wären. Alles im allen hat The Expanse wieder bewiesen, das sie eine großartige Sci-fi Serie ist. Ich bin schon sehr gespannt auf die fünfte Staffel, als Buchleserin freue ich mich da auf einige Momente und ihre visuelle Umsetzung.
Lost in Space Staffel 1: Weniger gut hat mir die Serie Lost in Space gefallen. Am Anfang war sie noch ganz nett, doch im Laufe nervte sie mich immer mehr. Es ist nun mal eine Familien-Sci-fi-Serie. Dementsprechend flach und leider auch häufiger nervig waren die Figuren. Dazu gab es klassische Hollywood Moves durch die keine Spannung aufgekommen ist, weil es sicher war, das sie es schaffen würde. Deswegen werde ich es bei der ersten Staffel belassen und die Serie nicht weiterschauen.
Gebloggt
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Wie ihr vielleicht schon mit bekommen habt, sind bisher im August keine Beiträge online gegangen, das wird auch weiterhin der Fall sein. Mein Blog ist in einer kreativen Sommerpause. Im September wird es mit Rezensionen, Film- und Bücherbeiträgen und einer dritten Runde des TV-Series Characters Tag weitergehen. Ich freue mich auf euch!
Habt ihr auch die dritte Staffel von Dark gesehen? Wie hat sie euch gefallen?
Was sind eure Monatshighlights?
Oh da waren aber gute Sachen dabei! Prisoners und Lighthouse sind wirklich eindrucksvolle Filme. Interstellar habe ich tatsächlich nicht mehr so richtig im Kopf – dafür habe Inception im letzten Monat noch mal gesehen.
Lost in Space gefällt mir ja ganz gut – einfach weil sich die Serie traut, etwas für die ganze Familie zu sein und nicht so super-nischig wie alle anderen. Sicher muss man deshalb ein paar Abstriche bei der Komplexität machen, aber mir gefiel es.
Berlin, Alexanderplatz hatte ich mir auch überlegt, dann hat mich aber die ewige Laufzeit abgeschreckt.
Dorian Wilde habe ich auch gelesene – ein sehr zeitloses Buch.
Zu Berlin Alexanderplatz muss ich mir mal den Trailer anschauen, habe ich bisher nämlich noch gar nicht getan und weiß überhaupt nicht um was es da genau geht. In meiner TL gab es da ja viel Euphorie, aber auch einige kritische Stimmen, am Ende des Tages bin ich aber auch immer dankbar für deutsche Filme, die mal was anderes versuchen und was wagen. Das muss belohnt werden.
Hach bei Dark gehört in meinen Augen ja diese komplette Verwirrung in den ersten Folgen dazu, das macht der Reiz der Serie aus, dass man keine Ahnung hat :D. Wie du aber weißt, fand ich die letzte Staffel auch perfekt – genau so hatte ich mir das Ende gewünscht, alles andere wäre irgendwie nicht richtig gewesen. Das fügt sich von der Tonalität perfekt in die Serie ein. Die ist eben auch eher düster und philosophisch.
If Beale Street could talk will ich mir bei Sky noch anschauen. Meine Filmliste ist zu lange :D. The Gentleman gebe ich auch ne Chance, wenn das irgendwo ins Abo kommt.
Dankeschön für dein liebes Kommentar Nadine,
Ich bin gespannt, ob du beim Rewatch deine Meinung noch änderst. Also ich sippe sich nicht auf dem Niveau von Stiles und Lydia oder Scott und Allison, aber finde die ganz süß zusammen. Die hatten schon so ihre Momente, die man aber natürlich auch nicht romantisch sehen muss. Da entsteht halt ne schöne Bromance, die man natürlich auch weitertreiben könnte in Richtung romantische Gefühle. Wir wissen ja, dass gerade „Teen Wolf“ da offen für ist.
Du darfst dich freuen, weil bei Dean noch viele emotionale Momente kommen werden, die seine verletzliche Seite zeigen, die gehören für mich auch mit zu den besten der Serie und gehen unter der Haut. Da taucht man dann noch viel Tiefer ein und er macht auch ne schöne Wandlung durch in Bezug auf den eigenen Selbstwert und so was. Hach ich bin fast etwas neidisch, dass du das alles noch vor dir hast und noch nicht weißt, was da so kommt. Da kommen noch viele WTF-Momente und spannende Wendungen.
Nach „Vampire Diaries“ wurde es ja auch eher ruhig um Dobrev, ich mag sie als Schauspielerin, aber sie hatte ja da auch nicht immer ein glückliches Händchen bei den Rollen und war eher in kleineren Produktionen oder Serien zu sehen, die flott abgesetzt wurden.
Danke für deinen Kommentar, Inception wollte ich mir auch nochmal anschauen, leider ist der bei Prime nicht mehr im Abo, vielleicht sollte ich ihn mir mal kaufen. Und schön, dass dir Lost in Space gefallen hat. Und ja, Berlin Alexanderplatz geht schon lange, ist ein Mammutprojekt.