Drei junge Frauen, die für eine Frauenzeitschrift in New York arbeiten – nach dieser groben Zusammenfassung hätte ich nicht gedacht, dass ich die Serie anschauen muss, geschweige denn so begeistert zu werden, dass mich die Ankündigung einer fünften und letzten Staffel mit nur 6 Folgen traurig stimmen würde. The Bold Type hat mich in den letzten Monaten zum Lachen und Weinen gebracht und mich dennoch stets mit einem zufriedenen Glücksgefühl entlassen. Über die nicht realistisch porträtierte Arbeit in einer Frauenzeitschrift kann ich hinweg schauen, ebenso wie über die in Kritiken oft erwähnte „Zuckerglasur“. Ich brauche nicht immer Serien, die zeigen, wie furchtbar das Leben ist. Manchmal sehnt sich die Seele nach etwas Feel-Good.
The Bold Type zeichnet aus, dass sie in ihr fröhliches Gewand auch ernste, wichtige und aktuelle Themen packt wie z. B. Sexismus und die #Metoo Debatte. In den ersten drei Staffeln geschieht dies auch tiefergehend. Für mich ist die Szene mit Jacqueline im Central Park der eindrucksvollste, intensivste Moment der Serie. Brustkrebs, etwas, dass viele Frauen beschäftigt, wird mit Jane behandelt, die sich ihrem Brustkrebs Risiko stellen muss. Kat wiederum wird die erste PoC Social Media Managerin von Scarlet, der Zeitschrift, bei der die drei Frauen arbeiten und begegnet immer wieder Rassismus. Nachdem sie Gefühle für Adena (eine lesbische Muslimin!) entdeckt, beginnt sie ihre Sexualität zu hinterfragen. Über die Art und Weise der Repräsentation einer bisexuellen Protagonistin habe ich mich sehr gefreut. Kat setzt sich für Dinge ein, die ihr wichtig sind, und spricht aus, wenn etwas nicht gut läuft und so macht es auch Schauspielerin Aisha Dee, die Kat in der Serie verkörpert. In einem Instagram Post kritisierte sie, dass The Bold Type vor der Kamera zwar divers ist, es hinter der Kamera aber anders aussieht: „It took two seasons to get a single BIPOC in the writer´s room for The Bold Type. And even then, the responsibility to speak for the entire Black experience cannot and should not fall on one person.“ Mit mehr Staffeln hätte sich dahingebend auch mehr ändern können, und wer weiß, was das für die Handlungen bedeutet hätte? Mehr Diversität? Schade, dass wir die Geschichten nicht mehr sehen werden.
The Bold Type nimmt wie keine andere Serie den aktuellen Zeitgeist auf und schafft mit Jane, Kat und Sutton drei Hauptfiguren, mit denen sich viele junge Frauen identifizieren können und die sich in ihren Problem wiederfinden. Sie schließt damit eine große Lücke, denn mir fällt keine andere ein, die sich um das Leben von Mitte 20ern dreht. Es ist, gerade wenn man mit Produktionen wie Gossip Girl aufgewachsen ist, in der die Freundschaft zwischen Blair und Serena mit Neid und Missgunst durch trieft war, eine Freude zu sehen, wie sich die Drei unterstützen und für einander da sind. Ihre Freundschaft ist der Dreh und Angelpunkt der Serie. Und immer einen Rat für sie hat ihre Chefin Jacqueline. Teufel von Prada gibt es hier nicht. Sie ist eine zielstrebige, freundliche Frau, nicht aufbrausend und bedacht in dem was sie sagt und gibt ihnen wirklich hilfreiche Tipps und keine Kalendersprüche.
Es stehen Frauen und ihre Bedürfnisse im Vordergrund – auch sexuelle Bedürfnisse. Ja, auch die können Frauen haben. Und darüber tauschen sich Kat, Sutton und Jane auch aus. Allgemein ist die Serie sehr sex-positiv, was ich echt gut finde, nur leider wird das Ace-Spektrum komplett außen vor gelassen. Figuren, die nicht ständig Lust auf Sex und ONS haben, existieren in der Serie nicht. Und das ist wiederum schade, denn allgemein geht das im Serienbereich komplett unter und da hätte es wunderbar in The Bold Type eine Figur aus dem Ace-Spektrum geben können. Das hätte ich mir für folgende Staffeln gewünscht, dass die „andere Seite“ gezeigt wird, Menschen, die nicht viel Wert auf Sex legen, die danach kein Bedürfnis empfinden oder erst nach einer emotionalen Bindung. Für nicht alle dreht es sich im Leben nur darum und das ist ebenso in Ordnung wie häufige wechselnde Partner:innen. Aber das es da einen Handlungsstrang in den kommenden sechs Folgen geben wird, wage ich zu bezweifeln. Und das hätte man machen können, wenn man der Serie mehr Zeit gegeben hätte.
Zum Schluss möchte ich noch Kritik bezüglich der vierten Staffel äußern und weswegen mir vor dem Hintergrund die kommenden sechs Folgen ein wenig Bauchschmerzen bereiten. Für alle, die beim Schauen noch nicht auf dem neuesten Stand sind, daher an dieser Stelle eine Spoiler Warnung.
Als Erstes möchte ich auf Kats Handlungsstrang eingehen. Ich finde, wenn man die menschenunwürdige Konversationstherapie erwähnt, sollte es nicht so kurz abgefrühstückt werden. Ebenso wurde nie der Konflikt, in dem Eva sich befindet, gezeigt. Was bedeutet es, lesbisch zu sein, und einen Vater zu haben, der die Konversationstherapie unterstützt? Wieso und aus welchen Gründen bricht sie den Kontakt mit ihm nicht ab? Ich hätte auch die Liebesgeschichte nicht benötigt. Interessanter wäre es zu sehen, wie zwei Frauen mit unterschiedlichen Standpunkten feststellen, dass sie in einigen Punkten vielleicht doch übereinstimmen. Mir fiel an dem Plot gerade, dass die Serie versucht hat, Republikaner und Demokraten miteinander ins Gespräch zu bringen. Hier fehlt mir wiederum die Tiefe. Der Plot benötigt mehr Zeit und die folgenden sechs Folgen reichen dafür nicht aus.
Und dann Jane. Gerade frisch getrennt, nachdem sie betrogen wurde und jetzt taucht da der hübsche neue Mitarbeiter auf, von dem sie genauer gesagt die Chefin ist? Und Sutton: Ich möchte nicht, dass es darauf hinaus laufen wird, dass sie keine Kinder bekommen möchte, weil sie selbst nie eine richtige Mutter hatte, die für sie da war. Doch ich glaube, genau darauf wird es hinauslaufen. So sehr ich mir ein Happy End mit ihr und Richard wünsche, hätte ich es gut gefunden, das wir mit Sutton eine Frau haben, die einfach keine Kinder haben möchte, ohne das es dafür einen traumatischen Hintergrund geben muss.
Bei The Bold Type ist noch viel Potenzial für Handlung und die Figuren drin. Es ist für mich unverständlich, warum die fünfte Staffel nicht einmal ein paar mehr Folgen bekommt. Wieso werden mittlerweile Serien frühzeitig abgesetzt? Wer benötigt immer mehr neue Serien, die dann aber schnell abgesetzt werden? Warum nutzt man nicht lieber das vorhandene Potenzial und schmeißt es stattdessen weg? Zumindest geht es mir so, dass ich nicht ständig eine neue Produktion brauche und auch gerne länger eine Serie schaue, wenn interessante Geschichten vorhanden sind.
Wie sieht ihr das? Was hält ihr davon, dass The Bold Type mit der letzten Staffel enden wird?
Lasst mich eure Meinung gerne in einem Kommentar wissen.
Hallo Nadine,
ich habe The Bold Type leider noch nicht gesehen, wird aber definitiv in den Semesterferien, wenn meine Klausuren rum sind, nachgeholt. Fast alle meine Freundinnen haben aber die Serie gesehen und schwärmen davon, weswegen ich es kaum erwarten kann. Ich habe extra nach deinem Spoiler-Kommentar nicht mehr weitergelesen, doch weiß eben durch meine Freundinnen schon sehr viel. Doch ich will sie unbedingt selber schauen und freue mich schon sehr. Es sollte mehr Serien geben, die sich mit solchen Themen auseinandersetzen.
Ich wünsche dir einen schönen Dienstag, Elisa xx
Ich hab die Serie noch so gar nicht wahrgenommen; das sollte ich echt bald mal ändern!
Du kennst meine Meinung nach unserem Telefongespräch ja, btw. ich liebe das einfach auch mal random zu telefonieren und nur über eine Serie zu quatschen :D, war auf jeden Fall interesant und wir sind uns dahingehend wieder einig. Auch was das Ende der Figuren anbelangt: Bei Jane glaube ich fast, dass man jetzt mit nur 6 Folgen vielleicht doch bei Pinstripe bleibt und die beiden das wieder in Ordnung bringen – einfach weil man da jetzt schon ne Beziehung etabliert hat, denn zum Kollegen hat man ja keine wirkliche Bindung bislang. Bei Sutton habe ich auch die Befürchtung das es zu dem von dir vorhergesagten Ende kommt und bei Kat fehlt mir ehrlich gesagt die Zeit, um den Handlungsstrang tatsächlich gut umzusetzen. Aber warten wir mal ab, vilt. haben die Folgen ja dann zumindest eine längere Laufzeit als nur 40 Minuten, das würde ja auch schon helfen.
Wie du finde ich die Absetzung aber unklug, einfach weil The Bold Type besagte Nische erfolgreich besetzt hat und es da kaum Konkurrenten gibt. Mir fällt da nur „Good Trouble“ ein, das ist ein Spin Off von The Fosters und verfolgt zwei der Kinder auch bei ihrem Einstieg ins Berufsleben (somit sind sie auch Mitte 20) und greift ebenfalls sensible Themen auf wie Polizeigewalt, Rassismus, Sexismus usw. Die läuft sogar beim gleichen Network, vilt. deshalb die Absetzungsentscheidung, kann sein das „Good Trouble“ vilt. quotentechnisch erfolgreicher ist, aber da müsste ich nachschauen. Ich finde „The Bold Type“ bringt gerade die feministischen Themen etwas leichter rüber als „Good Trouble“, da greift man oft auf die Holzhammer Methode zurück, was aber nicht heißt, dass ich die Serie nicht mag, ich brauchte nur etwas um reinzukommen.
Ansonsten fällt mir jetzt kein aktueller Genrevertreter ein. Bei älteren Serien ist „One Tree Hill“ noch ein guter Tipp, weil die ersten 4 bis 5 Staffeln die High School Zeit behandelt, danach folgt ein Zeitsprung und wir betrachten den Berufseinstieg der Figuren. Insgesamt gibt es 9 Staffeln, heißt da werden die Thematiken dann noch etwas länger betrachtet. Sollte es die mal irgendwo geben, schau da mal rein, ich bin mir sicher, dass die Serie dir gefällt. Abseits dessen bleibt jetzt eher abzuwarten, ob in die Richtung evtl. in Zukunft Serien kommen, ich fände es zumindest schön, wenn die Nische mal dauerhaft mit mehreren Serien besetzt werden würde, auch weil ich halt gerade in der Altersklasse liege.
Dankeschön für dein liebes Kommentar Nadine,
jaa ich hoffe es auch, aber gerade ist das feste planen ja immer so eine Sache. Wenn es möglich ist, dann bin ich aber gerne dabei und gerne auch vom zeitlichen Umfang her etwas länger. Dass wir nur so wenig Zeit hatten, fand ich auch schade, auch wenn das ja leider an mir lag :/.
Oh Dankeschön für das liebe Kompliment, du weißt ja ich werde immer rot bei sowas und weiß gar nicht was ich sagen/schreiben soll, aber natürlich freue ich mich ;). Mach dich aber auch nicht kleiner als du bist, 2020 war immerhin ein extremes Jahr, das für alle fordernd ist, für dich jedoch noch wesentlich mehr, trotzdem hast du dir noch meine Sorgen angehört und ich durfte dich konstant nerven, was auch nicht selbstverständlich ist. ich gebe das also zurück.
Also bei manchen Serien mag ich die Füllerepisoden ja, du weißt jetzt bestimmt welche Serie ich gleich nenne (#sorrynotsorry), aaaaber „Supernatural“ hat nach Staffel 1 doch einige sehr unterhaltsame Füller-Episoden, die man oft gezielt nach ernsten Episoden einbringt, um die Handlung etwas aufzulockern. Dazu werden tatsächlich auch manche Füllerepisoden verwendet, um auch mal was auszuprobieren, es wird in späteren Staffeln noch eine Folge geben, die komplett aus der Sicht von Baby, sprich dem Auto ist, da hat man mal filmisch und erzählerisch was anderes gemacht :D. Aber keine Angst, das spricht dann nicht und wird auch nicht zum Leben erweckt, das spielt nur darauf an, dass das Auto halt bei Fans schon ein eigener Charakter ist, weil es so populär und ein Markenzeichen der Serie ist.