Steinerner Himmel | Rezension

Eine Welt ist am Rande der Zerstörung, eine Fünfzeit tobt über das Land, verwüstet Städte und macht Menschen zu Überlebenskämpfer. Kann Essun oder Nassun die Menschen retten oder steht der Untergang bereit? Die Broken Earth Trilogie von Nora K. Jemisin geht in eine letzte Runde. Das Buch habe ich zusammen mit Nico von dem Blog Buchwinkel in einem Buddy Read gelesen. Der Austausch hat viel Spaß bereitet, denn bei dem Werk gab es einiges zu besprechen, weil Jemisin eine einzigartige und komplexe Geschichte verfasst hat.

Klappentext:

Manchmal kann das Böse nicht gereinigt, sondern nur zerstört werden.

Das Licht des Mondes verschwand vom Kontinent »Die Stille«, nachdem ein flammender Spalt das Land geteilt und den Himmel mit Asche verdunkelt hatte. Nun sagen alle Vorzeichen, dass der Mond bald wieder sichtbar sein wird – doch ob dies die Rettung der Menschheit bedeutet oder ihren Untergang, sagen die Zeichen nicht. Das Schicksal der »Stille« wird von den Entscheidungen zweier Frauen abhängen:
Essun, die die Macht ihres Mentors Alabaster Tenring geerbt hat und die Obelisken beherrscht, mit deren Hilfe sie nun endlich ihre Tochter Nassun finden will;
und Nassun, die all das Böse in der Welt gesehen und akzeptiert hat, was ihre Mutter Essun nicht zugeben will: Manchmal kann das Böse nicht gereinigt, sondern nur zerstört werden.

Der Einstieg

„Ich werde dir erzählen, wie ich das Tor geöffnet und den Mond weggeschleudert habe, und wie ich dabei lächelte.“ (S. 13)

Zunächst habe ich gebraucht, um mich in der Welt zu Recht zu finden, denn mit langer Vorrede im Stile von Tolkien hält Jemisin sich nicht auf. So gibt es viele Wort Neuschöpfung, die zeitweise nicht komplett erläutert werden. Obwohl ich die ersten 100 Seiten zum Reinkommen benötigt habe, hatte mich die Geschichte dennoch in ihren Bann gezogen, es gab so viele Andeutungen und viele interessante Aspekte, dass ich weiterlesen musste.

Zwischenkapitel aus Hoas Sicht

„Wir mögen Werkzeuge sein, aber wir sind ausgezeichnete Werkzeuge, die für ein großartiges Ziel eingesetzt werden. Es ist leicht, darauf stolz zu sein.“ (S, 105)

Ein Highlight stellte für mich die Figur des Steinessers Hoas dar, von dem wir dieses Mal in Zwischenkapiteln mehr über seine Herkunft erfahren. Das erste Kapitel aus seiner Sicht „Syl Anagist 5“ verwirrte mich zunächst, was hat es mit Syl Anagist auf sich? Warum die fünf? Bald erfuhr ich, was es bedeutete und das sich die Zahlen bei den Kapiteln verringern und auf einen Höhepunkt hinauslaufen werden. In Essuns Kapiteln gab es im Unterschied zu den vorherigen Bänden auch mehr Zwischenkommentare von Hoa, die oft gezeigt haben, wie viel Menschlichkeit noch in ihm steckt.

Das Ende der Welt naht

Nach der Zerstörung der Gem reist Essun mit den Überlebenden durch das zerstörte Land. Hier passiert zwar weniger als in Nassuns Kapiteln, dennoch wird anschaulich die Not der Menschen beschrieben. Man bekommt ein umfassendes Bild der Apokalypse und wie hart sie für die Menschen ist. Diejenigen, die nicht vollständig gesund sind, werden zurückgelassen. Zu Nassuns Kapiteln möchte ich nicht viele Worte verlieren, denn hier geschieht einiges, so viel sei gesagt: Sie hat eine spannende Reise vor sich.

Antworten, Frage, Magie und Vorstellungskraft

Jemisin gibt uns eine Antwort und kommt direkt mit weiteren Fragen um die Ecke. Ich muss  sagen, dass ich oft am Ende mit meiner Vorstellungskraft gekommen bin. Oft habe ich Nico gefragt, wie er sich die Sachen vorstellt, das Vehimal, die Magie im Kern der Erde oder die Silberfäden. Vieles blieb in meinem Kopf zu abstrakt, als das ich genaue Bilder entwickeln konnte. Gern hätte ich auch mehr Informationen zum Unterschied von Ontogenie und Magie erhalten. Vielleicht ist meine Vorstellungskraft weniger gut ausgeprägt als bei anderen. Auf jeden Fall hätte ich ja viel Freude mit einer Comic/ Graphic Novel Adaption. Kann das bitte jemand für mich übernehmen? 😀

Viele angesprochene Themen

„Diese Art Spöttelei passiert, das sind kulturelle Schikanen, aber so wurde schlimmer. Gelehrte bauten ihre Reputation und ihre Karriere auf der Behauptung auf, dass die Metazellen der Niess grundlegend anders seien – empfindlicher, aktiver, unkontrollierter, unzivilisierter – und dass dies die Quelle ihrer magischen Eigenart sei. Das machte sie zu einer anderen Art Mensch als alle anderen. Dann: weniger menschlicher als alle anderen. Letztendlich: überhaupt nicht menschlich.“ (S.22)

Jemisin spricht vermehrt das Thema der Unterdrückung an. Von Stillköpfen und Ontogonie Benutzern und gerade in Hoas Kapitel mit der Unterdrückung der Niess, die anders als die „normale Menschen“ sind. Das oben angeführte Zitat ist auf unsere Welt übertragbar, auch hier wurde die Sklaverei damit gerechtfertigt, dass die Schwarze Bevölkerung keine Menschen wären. Jemisin hat mich oft nachdenklich gemacht und zeitweise konnte man es auch als eine Antwort auf die aktuelle Situation in der USA (und im Rest der Welt) verstehen.

Hoa wurde benutzt und ausgebeutet, die Ontogonie Benutzer wurden in einer Einrichtung Fulcrum ausgebildet und von Wächtern kontrolliert, die sie, wenn sie nicht gefügt haben, umgebracht haben. Ist da nicht normal, dass sich irgendwann dagegen erheben? Theoretisch kann auch gesagt werden, dass die Fünfzeiten und alles drum herum nur entstanden ist, weil sich Menschen über andere erhoben haben.

Schreibstil

„In diesem Moment weiß ich wieder, warum ich dir diese Geschichte weiterhin durch deine Augen erzähle und nicht durch meine eigenen: denn nach außen hin bist du zu gut darin, dich zu verbergen. Dein Gesicht ist ausdruckslos geworden, dein Blick beschattet. Aber ich kenne dich. Ich kenne dich. Hier ist das, was in deinem Inneren vorgeht“ (S. 166)

Der Schreibstil ist einfach ein Highlight des Romans und passt zum Stil des Buches perfekt.

Das Ende

Das Ende kommt schneller als erwartet und ist auch schneller beendet als erwartet. Da hätte ich gerne noch mehr gelesen, einfach, weil ich die Welt so spannend ist. Gerade war in diesem Sog drin und wollte nicht mehr raus. Dennoch: Es gibt ein episches Finale, das für die Reihe würdig ist und ein stimmiges Gesamtbild bildet. Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf die einzigartige dystopische Welt einzulassen.

Weitere Meinung:
Nico vom Blog Buchwinkel

2 Kommentare

  1. Das klingt einerseits nach einer schönen Buchreihe, andererseits schreckt es mich ehrlich gesagt immer ein wenig ab, wenn man länger benötigt, um in ein Buch rein zu kommen.
    Ich lese gern und viel, aber in solchen Fällen bin ich immer wenig motiviert und hänge ewig an einem Buch…

  2. Wörter auf Reise

    kann aber auch gut sein, dass es nur bei mir war und bei anderen ganz anderes aussieht, ist ja immer etwas individuelles (:

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