Jahresrückblick: Bücher, Graphic Novels und Hörbücher

Lange stand ich grübelnd vor meinem Bücherregal und habe nach meinen Jahreshighlights Ausschau gehalten. Ich entdeckte immer mehr Bücher, die mich begeistert haben, träumte mich zurück in ihre Geschichten und kam der Frage nach meinen Favoriten nicht näher. 2020 sind einige zusammengekommen. Ich habe alt bekannte Wege verlassen und mich zum ersten Mal an Biografien gewagt, die ich äußerst spannend zum Lesen fand. Auch hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals fasziniert von Grafic Novels sein würde oder dass das Sci-Fi Genre langsam überhand in meinem Regal nimmt.

Insgesamt habe ich 32 Bücher, 3 Graphic Novels sowie 14 Hörbücher konsumiert. Dafür bin ich sämtliche Monatsrückblicke durchgegangen, so groß ist mein Interesse an Statistiken. Und weil ich gerade dabei war, habe ich mir auch das Geschlechterverhältnis angeschaut. Ich habe Bücher von 6 Männern und von 14 Frauen gelesen. Das fand ich interessant zu sehen, da ich im Jahr nicht auf das Geschlecht des*der Autors*in geachtet habe.

The Expanse

Wenn ich an mein Lesejahr zurückdenke, fällt mir direkt The Expanse von den beiden Autoren Daniel James Abraham und Ty Franck ein. Angefangen Ende letztes Jahres habe ich jetzt alle bisher erschienen acht Bände beendet. Wenn man so lange dabei bei einer Reihe dran bleibt, dann muss sie einfach etwas haben, dass einen begeistert. Das ist bei The Expanse die spannende Welt, das große Figurenensemble mit interessanten Persönlichkeiten, die von Band zu Band wechseln sowie der fesselnde Schreibstil. Die Bücher 3, 4 und 5 habe ich hintereinander verschlungen. Band 6 fand ich am schlechtesten, er hat sich gezogen und gleichzeitig kam das Ende zu plötzlich. Aber es blieb zum Glück bei einem Aussetzer. Band 7 fing sich wieder und Band 8 war wie gewohnt spitze. Nun warte ich sehnsüchtig auf das letzte Buch der Reihe, wobei ich noch nicht bereit bin, mich von der Reihe zu verabschieden.

Worum geht es?
Im 24. Jahrhundert hat die Menschheit das Sonnensystem besiedelt. Auf der Erde ist die Umwelt  weitestgehend zerstört. Der Mars hat sich als eigene Militärmacht etabliert. Zwischen ihn und der Vereinten Nation (UN) kommt es vermehrt zu Konflikten. Beide bauen Ressourcen aus dem Astroidengürtel ab. Dort bildet sich eine dritte Partei heraus, die Gürtler, die ihre Unabhängigkeit haben wollen. Mitten hinein in diesen Konflikt geraten Holden und seine Crew.

Broken Earth Trilogie

Oft auf meinem Blog geschwärmt habe ich von der Broken Earth Trilogie der ameirkanischen Autorin Nora K. Jemisin. 2020 habe ich Band 2 und 3 gelesen und damit ihre Reihe abgeschlossen. Ich kann nicht anders als beeindruckt sein, was Jemisin da gelungen ist und wie außergewöhnlich ihre erschaffene Welt ist. Sie hat einen fabelhaften Schreibstil und verwendet die Du-Form, was mir zum ersten Mal begegnet ist. Dazu greift sie auch gesellschaftlich wichtige Themen wie Rassismus auf. Zu viel möchte ich zu der Reihe auch nicht sagen, lasst euch einfach auf die Bücher ein, ich kann sie äußerst empfehlen.

Worum geht es?
Die Erde, die sogenannte „Stille“ steht vor dem Abgrund. Inmitten dessen sucht Essun ihre Tochter, nachdem ihr Mann ihren Sohn umgebracht hat, als er von ihrer gefürchteten Fähigkeit erfuhr: Sie ist wie ihre Mutter eine Orogene. Das bedeutet, dass sie die Fähigkeit besitzt, die Erde zu kontrollieren. So macht sich Essun, während die Welt um ihr untergeht, auf die Suche nach ihrer Tochter.

Klassiker

Wenn ich oben schon bei Sci-Fi war, mache ich direkt mit dem Klassiker Dune von Frank Herbert weiter. Da tue ich mir schwer, die passenden Worte zu finden. Es ist ein Epos, keine Frage, ich finde die ganze Welt beeindruckend, dennoch zog es sich stellenweise und ich hatte das Gefühl, dass einiges sehr lang beschrieben wurde und anderes wiederum zu kurz kam. Dennoch: Es gefällt mir, dass es keine klassische ausgewählten Geschichte ist und wie der Blick in die Zukunft Paul Atredes zunehmend entmenschlicht. Deswegen hatte ich zeitweise auch meine Probleme mit ihm, seine Mutter Jessica war da eher eine Sympathie Trägerin. Sie ist eine beeindruckende Figur. Allgemein hätte in einem Werk aus den 50er-Jahren nicht mit so guten Frauenfiguren gerechnet.

Gute Frauenfiguren gibt es auch in Das Mädchen mit den Perlenohrringen von Tracy Chevalier und Anne Elliot von Jane Austen. Beides sind Bücher, die ich in Kürze verschlungen haben, weil sie etwas an sich hatten, das mich begeisterte. Könnt ihr euch manche Faszination, die ihr für gewisse Werke habt, auch nicht erklären? Das Bildnis des Dorian Grey von Oscar Wilde beinhaltet das universelle Thema der ewigen Jugend. Ich muss kommendes Jahr mehr von Wilde lesen, denn ich war sehr von seinem Schreibstil angetan. Hier kommt ihr zu meiner Rezension.

Durch die #ReadingClassic Leserunde habe ich 12 Years a Slave gelesen. Das Buch ist, wie ich finde, eine Pflichtlektüre. Solomon Northup erzählt in seinen Memoiren aus dem Jahr 1853 wie er als freier Mann in New York gelebt hat, reingelegt und von Sklavenhändlern verschleppt und an einen Plantagenbesitzer in Louisiana verkauft wurde. Zwölf Jahre ging er durch die Hölle, bis er schließlich seine Freiheit zurückerlang.

Jugend(fantasy) Bücher

Die liebe Yvonne hat 2020 ihr Debütroman Mondorchidee veröffentlicht, in dem es um eine  Parallelwelt „Encantador“ geht, in der Menschen mithilfe von Orchideen Magie erhalten. Lea wartet darauf, welches Element bei ihr herausbricht. Vielleicht erfährt sie es in den Ferien endlich? Mithilfe einer Ausrede, da ihr Vater von alledem nichts weiß, reist sie in den Ferien mit ihren Freunden in das magische Land.

Wie es in dem ersten Band einer Reihe der Fall ist, müssen erst alle Figuren (und davon gibt es in Mondorchidee einige) und die Welt vorgestellt und ein Überblick geschaffen werden. Daher kommt Spannung erst gegen Ende auf. Yvonne schafft es, immer wieder Andeutungen und Fragen auszuwerfen, bei denen man sich nach Antworten sehnt. Ich durfte kürzlich Band 2 testlesen und wow – ich habe ihn geliebt. Große Steigerung und … ich würde jetzt gerne so viel sagen, aber das darf ich noch nicht, also bleibt mir zu schreiben: Seid gespannt!

Ich habe dieses Jahr zwei weitere Debutromane gelesen. Einer ist Invalidium – Gefährliche Perfektion von Phillippa Penn. In der Dystopie werden Menschen mithilfe eines ausgefeilten Gen-Design optimiert. Doch was passiert, wenn ein Baby nicht perfekt ist? Das erfährt die 17-jährige Linn, die als Geburtenhelferin arbeitet. Währenddessen steht Runa vor der Aufnahmeprüfung in die renommierte Lamarck-Akademie und muss feststellen, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Die kurzen Kapitel (abwechselnd aus der Perspektive der beiden jungen Frauen) und der kleine Zeitraum, in dem die Handlung passiert, führt zu einem hohen Tempo, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Freue mich auch schon hier auf Band 2!


Ein Highlight war für mich auch Full Disclosure von Camyrn Garrets über die schwarze Teeangerin Simone, die HIV hat und Musical liebt. Man lernt viel über HIV, ohne das es belehrend ist, man hat lauter queere Figuren, es wird offen über Sex gesprochen und es gibt lauter Musicalreferenzen. Für mich der beste Young Adult Roman aus dem Jahr 2020. 

Ich muss ja sagen, ich lese gerne (gut geschriebene) Dialoge und davon war Dante und Aristoteles entdecken die Geheimnisse des Universums voll von. Es ist ein einzigartiges Jugendbuch über die Freundschaft zweier Jungen, über das Erwachsenwerden, Liebe und das Finden von sich selbst.

Noch kurz erwähnen möchte ich Chain of Gold von Cassandra Clare. Es war schön wieder zurück in die Shadowhunter Welt zukehren und alte Bekannte wiederzusehen (Will, Tessa, Magnus). Aber auch die neue Generation mochte ich, gerade Cordelia und in den Nebenrolle Matthew und Anne. Die Handlung ist spannend, nur eine Sache gegen Ende hätte nicht sein müssen. Da wiederholt sich Clare leider.

Biografien

Wie ich in der Einladung erwähnt habe, habe ich 2020 auch Biografien gelesen. Eine war Ich bin Linius: Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war von Linius Giese, wo er über seinen Weg als trans Mann schreibt, der mit vielen Stein von der Gesellschaft ausgelegt war über die er steigen musste, um er selbst zu sein. Ein Buch, aus dem ich viel mit genommen habe.

Die 20er Jahre finde ich faszinierend, und so musste ich, als ich von der Biografie Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals über das Ehepaar Scott und Zelda Fritzgerald gehört habe, es mir holen. Ich mochte den Schreibstil und das Autorin Michaela Karl beide Persönlichkeiten gleichermaßen beleuchtet. Sie lassen sich nicht getrennt von einander betrachten, sie haben einander gegenseitig nicht gutgetan. Was ich bisher nicht wusste, wie stark Scott wörtlich aus den Tagebüchern und Briefen seiner Frau abgeschrieben hat. Man erfährt viel über seine Bücher und bekommt ein gutes Bild von der Zeit, in der sie gelebt haben.

Graphic Novel

Weiter geht es mit einer Biografie, aber in gezeichneter Form. In sonst grauen Farben folgt man einer Frau im grünen Kleid durch ihr Leben. Drei Leben der Hannah Arendt erzählt rasant das beeindruckende Leben der jüdischen Philosophin.

Zu guter Letzt: Meine große Liebe On a Sunbeam von Till Walden. Die Zeichnung sind fantastisch, sie sind so schön, dass ich sie Stundenlang bewundern könnte. Weiterhin ist das Setting interessant und die Erzählgestaltung mit ihren zwei Erzählenden. In der einen lernen sich zwei Mädchen auf einer Boarding-School kennen und lieben. In einem anderen Handlungsstrang fliegt einer der beiden, Mia, mit einer Crew durch die Tiefen des Weltraums, um alte Gebäude zu reparieren. Lasst euch diesen queeren Sci-Fi Graphic Novel nicht entgehen!

Hörbücher

Bei Hörbüchern mag ich, bekannte Geschichten wiederzuentdecken und so habe ich 2020 noch einmal die gesamten Vampire Academy Bücher gehört sowie mit der Spin-Off Reihe Bloodlines begonnen. Ich finde sie ebenso gut wie damals. Begeistert hat mich auch die witzige Dystopie von Mark Uwe Kling: Quality Land 1 und 2 sind lauter schräger einfälle und skuriller Figuren.

Abgebrochen

Bei vier Büchern wollte der Funke einfach nicht überschwappen wollte. Kerstin Giers Schreibstil mag ich ansonsten und sie hat ein Händchen für Situationskomik. In Das Wolkenschloss war er mir aber zu kindlich und die Figuren habe ich als anstrengend erfunden, weswegen ich es schon nach wenigen Kapiteln nicht mehr weitergelesen habe. Ähnlich war es bei einem weiteren Buch, dessen Titel ich auch schon verdrängt habe. Die Serie Babylon Berlin begeistert mich von Staffel zu Staffel und aus diesem Grund  habe ich den ersten Band mal geschenkt bekommen. Im Buch war Rath mir deutlich unsympathischer, die Frauenfiguren konnte man vergessen und mit dem Schreibstil habe ich nicht geschafft, mich anzufreunden. In A Tale of Two Cities bin ich einfach nicht reinkommen (zu viele Beschreibungen und die Handlung blieb auf der Stelle), vielleicht werde ich es im neuen Jahr noch mal probieren.

Was waren eure Bücherhiglights und Flops?

6 Kommentare

  1. Mein Lese-Highlight war in diesem Jahr „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ – mittlerweile wahrscheinlich schon eher ein Klassiker. Fast genau so gut fand ich „Die ersten Monate“, ganz aktuell vom Österreicher Benjamin Keck erschienen, der von einer – offensichtlich an Covid19 angelehnten – Seuche in Europa schreibt. Spannend und amüsant zu lesen.

  2. Wieder mal Bücher gefunden, die auf meine viel zu lange Bücher-Wunschliste müssen x’D

    Bei mir waren es 20 Werke (Bücher & Mangas) und von den 9 Büchern war ein einziges von einer Frau, was mir aber auch erst jetzt aufgefallen ist. Manchmal ist es doch faszinierend zu gucken WER das Buch geschrieben hat, aber meistens achte ich darauf nicht. Außer der Name fällt mir besonders auf ODER wie bei Walter Moers, von dem ich dieses Jahr 6 Bücher gelesen habe. Möchte aber nächstes Jahr darauf mal mehr achten ^o^

    Hoffe du hast heute einen guten Rutsch ins neue Jahr <3

  3. Hey Nadine,

    wie schön, dass wir das Finale der Broken Earth-Trilogie gemeinsam gelesen haben. Die Gespräche mit dir waren echt spannend! Deine Erwähnung von Tillie Waldens Comic hat mich neugierig gemacht. Ich habe von ihr „West, West Texas“ im Regal stehen und fand das echt gut, vor allem von den Themen her, die angesprochen werden. „On a Sunbeam“ sieht aber auch richtig klasse aus, das wird auf jeden Fall ein Teil meiner nächsten Comicbestellung werden (Mein lokaler Comicladen bringt mir am 4. Januar erstmal ein paar Titel vorbei, die wegen der Schließung schon länger nicht abgeholt werden konnten =))

    Ich wünsche dir auf jeden Fall einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr.

    Liebe Grüße,
    Nico
    Mein Jahresrückblick 2020

  4. Wörter auf Reise

    sagt mir namentlich alles nichts. Ich glaube zu einer Seuche müsste ich aktuell nichts lesen, da reicht mir die Realität 😀

  5. Wörter auf Reise

    finde das auch interessant mal zu schauen, gerade bei Klassikern hat der Frauenanteil bei mir zu genommen, was ich sehr schön finde. Von Walter Moers habe ich ins neue Jahr mit Die Stadt der Träumenden Bücher gestartet. Von ihm möchte ich 2021 unbedingt noch mehr lesen.
    Danke, ich hoffe du auch 🙂

  6. Wörter auf Reise

    Fand es auch schön, dass wir das Finale zusammengelesen habe, hat wirklich Spaß gemacht, sich darüber auszutauschen. Und freut mich sehr, dass ich deine Neugierde wecken konnte, finde, dass der Graphic Novel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Wünsche dir schon mal viel Spaß und sag gerne Bescheid, wie du es fandest.
    Danke, den wünsche ich dir auch.
    Alles Liebe
    Nadine

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